Ratgeber:
Was ist staatliche Förderung? Grundlagen über Förderung
Staatliche Förderung ist ein politisches Instrument, um Unternehmen, Startups, Gründende und weitere bei der Erreichung von bestimmten Zielen und Vorhaben finanziell zu unterstützen und Risiken zu minimieren. Verschiedene Förderinstrumente unterstützen bspw. bei der Digitalisierung von Unternehmen, Umsetzung von Forschung und Entwicklung, Klimaschutz oder Qualifizierung von Mitarbeitenden.
Christopher Hilgert
Zuletzt aktualisiert: 20.07.2023 Lesedauer - 10 Min.
Was ist staatliche Förderung?
Staatliche Förderung ist ein Instrument, um bestimmte Aktivitäten und Projekte von Unternehmen, Gründenden und Startups finanziell zu unterstützen. Ob zur Abfederung der Folgen diverser Krisen oder für Investitionen in neue Innovationen – Förderungen können einen positiven Beitrag leisten, Unternehmen entlasten und Risiken minimieren.
„Die Fördermaßnahmen zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen und freier Berufe sowie die Hilfen für Existenzgründer sind wichtige Bestandteile der Mittelstandspolitik der Bundesregierung. Die Schwerpunkte liegen bei der Beratung von Unternehmern und Existenzgründern, der Schulung von Betriebsinhabern, Mitarbeitern und Auszubildenden […]“
(28. Subventionsbericht des Bundes, S.44)
Diverse Themen und Vorhaben werden durch verschiedene Instrumente und Einrichtungen gefördert. Zu den Instrumenten zählen unter anderem Zuschüsse, über die man Geld für Investitionen zurückerhält, oder auch zinsgünstige Darlehen. Förderprogramme werden überregional von der EU und dem Bund, regional von Ministerien der einzelnen Bundesländer oder sogar lokal von Städten angeboten. Besonders kleinere Unternehmen profitieren von einer großen Anzahl Förderprogramme.
Jedoch sind aufgrund der Vielzahl an Einrichtungen und verschiedenen Themenschwerpunkten sehr viel Förderprogramme auf dem Markt. Alleine die Suche im „Förderdschungel“ nach einer passenden Förderung kann zeitintensiv und frustrierend werden. Know-How über die Art und Weise, wie Förderungen funktionieren, auf was man achten sollte und wo man am besten sucht sind daher eine wichtige Grundlage.
Welche Förderungen gibt es?
Zu staatlicher Förderung gehören verschiedene Instrumente, wie Zuschüsse, Stipendien, Kredite, Bürgschaften, Beteiligungen und Steuervergünstigungen. Jedes Instrument unterstützt Unternehmen und Startups mit einem unterschiedlichen Ansatz und bietet Vor- und Nachteile.
Zuschuss
Unternehmen erhalten über Zuschüsse anteilig Geld von einer Fördereinrichtung, wenn sie bestimme Maßnahmen oder Projekte umsetzen. Gängig sind 50 % der eigenen Ausgaben, die man von einem Fördermittelgeber erhält, und nicht wieder zurückzahlen muss. Bedingung dafür ist, dass man vor Start eines Projekts einen Förderantrag einreicht und dieser genehmigt wird. Hat man mit dem Projekt bereits begonnen, kann man dafür nachträglich keinen Zuschuss mehr erhalten. Zuschüsse werden u.a. für diese Themen angeboten: Weiterbildung der Mitarbeitenden, Digitalisierung, Energieeffizienz und Forschung und Entwicklung. Allerdings besteht kein Anspruch darauf einen Zuschuss zu erhalten. Das kann mitunter frustrierend sein, wenn man viel Zeit und Energie in einen Förderantrag investiert hat, der am Ende nicht genehmigt wird. Und das muss nicht einmal am eigenen Antrag liegen – ist das Budget der Fördereinrichtung begrenzt und es gehen viele Anträge ein, können nicht alle den Zuschuss erhalten.
Vorteile von Zuschüssen:
- Man erhält Geld, ohne es zurückzahlen zu müssen
- Keine Abgabe von Unternehmensanteilen oder Sicherheiten
Nachteile von Zuschüssen:
- Leider häufig sehr kompliziert geschrieben, wodurch der Antrag für Laien herausfordernd sein kann
- Keine Garantie, dass man einen Zuschuss erhält
Hinweis: Häufig wird der Begriff „Förderung“ verallgemeinert genutzt und von einem Zuschuss gesprochen.
Stipendium
Stipendien unterstützen durch eine regelmäßige, monatliche Zahlung vornehmlich bei den Lebenshaltungskosten. In der Regel sind Stipendien auf (Existenz-) Gründende und Startups ausgerichtet und ermöglichen so den Aufbau der Selbstständigkeit bzw. des eigenen Unternehmens. Das wohl beliebteste Stipendium für die Startup Gründung ist das EXIST-Gründungsstipendium. Um ein Stipendium zu erhalten muss man einen Antrag einreichen sowie verschiedene Nachweise während des laufenden Stipendiums. Dazu zählt u.a. ein Business Plan, Präsentationen vor einer Jury und andere Zwischenberichte.
Vorteile von Stipendien:
- Finanzierung des Lebensunterhalt, die nicht zurückgezahlt werden muss
Nachteile von Stipendien:
- Nachweise, wie ein Business Plan, sind zeitintensiv
- Risiko sich zu sehr auf das Stipendium zu verlassen und danach keine weitere Finanzierung zu haben
Kredit / Darlehen
Ein geförderter Kredit bzw. Darlehen ermöglicht die Finanzierung von (größeren) Anschaffungen und Investitionen. Der größte Geldgeber für diese Kredite ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Zinsen eines geförderten Kredits liegen meist unter dem Zins anderer Banken, bieten einen tilgungsfreien Zeitraum oder einen Tilgungszuschuss. Häufig ist ein geförderter Kredit eine Ergänzung zu einem Kredit bei der eigenen Hausbank. Die Beantragung läuft über die Hausbank.
Im Vergleich zu Zuschüssen können weitreichendere Vorhaben finanziert werden, wie bspw. der Kauf von Betriebsmitteln, Hard-/Software oder für das eigene Warenlager. Zuschüsse finanzieren diese „regelmäßigen“ Ausgaben i.d.R. nicht.
Vorteile von geförderten Krediten:
- Finanzierung von Betriebsmitteln („Standardanschaffungen“)
Nachteile von geförderten Krediten:
- Gleiche Nachteile, wie bei „normalen“ Krediten. Heißt eine Sicherheit muss gegeben und das Geld des Kredits plus Zinsen zurückgezahlt werden.
Öffentliche Bürgschaft
Mit einer öffentlichen Bürgschaft wird das Ausfallrisiko eines Unternehmens für einen Kredit abgesichert. Eine öffentliche Bürgschaftsbank erhöht somit die Sicherheit für einen Kreditgeber (bspw. die Hausbank), der dadurch eine größere Bereitschaft hat diesen Kredit einem Unternehmen zu gewähren. I.d.R. bürgt die Bürgschaftsbank bis zu 80 % der Kreditsumme.
Vorteile einer öffentlichen Bürgschaft:
- Größere Sicherheit für eine Bank einen Kredit zu gewähren
- Die Bank kann auf zusätzliche Sicherheiten verzichten
Nachteile einer öffentlichen Bürgschaft:
- Öffentliche Bürgschaftsbanken bürgen häufig nur kleinere Kredite bis 10 Mio. €
Beteiligung
Die Beteiligung ist eine Finanzierung im Austausch gegen Anteile am eigenen Unternehmen. Besonders für risikobehaftete oder langfristige Projekte, die keinen Kredit erhalten, ist das eine gute Finanzierungsmöglichkeit. Eine Beteiligungsgesellschaft bringt so Eigenkapital in das Unternehmen ein, welches im Vergleich zu Zuschüssen, „freier“ verwendet werden kann. Heißt auch für die Anschaffung von Betriebsmitteln, Warenlager, etc. Abhängig davon, ob es eine stille oder offene Beteiligung ist und wer sich am eigenen Unternehmen beteiligt, haben diese jedoch eine starke Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen.
Vorteile von Beteiligungen:
- Know-How und Netzwerk des Kapitalgebers bieten zusätzliche Vorteile neben dem rein finanziellen
- Das größere Eigenkapitals ist positiv für zukünftige Finanzierungen
Nachteile von Beteiligungen:
- Aufwand für Berichte, Nachweise, etc.
- Der Kapitalgeber hat ein (indirektes) Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen
Steuerliche Vergünstigung
Wie der Name sagt, können bei bestimmten Investitionen die zuvor bezahlten Steuern anteilig zurückerhalten werden. Neben der geläufigen Pendlerpauschale gibt es auch Steuervergünstigungen für Unternehmen. Bspw. wird seit 2019 die Forschung und Entwicklung (F&E) in Unternehmen steuerlich gefördert durch die Forschungszulage. Unternehmen erhalten bis zu 25 % ihrer F&E-Ausgaben über die jährliche Steuererklärung zurück. Alle Unternehmen in Deutschland, ob Startup oder Großkonzern, können die Zulage nutzen, es kann nachträglich beantragt werden und im Vergleich zum Zuschuss besteht ein Anspruch darauf. Nichts desto trotz muss man die Forschungszulage richtig erfolgreich beantragen, alle relevanten Informationen bereitstellen und auf die Ausgaben achten. Es können nur Ausgaben geltend gemacht werden für den Bruttolohn der Angestellten (die in der Forschung & Entwicklung arbeiten), ein Eigenanteil und/oder externe Auftragsforschung.
Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater.
Vorteile der steuerlichen Vergünstigung:
- Geld nachträglich zurückerhalten
- Garantierter Anspruch (wenn man relevante Ausgaben hatte und Antrag richtig einreicht)
Nachteile der steuerlichen Vergünstigung:
- Aufgrund angespannter Finanzierungslage können und werden Steuervergünstigungen in Zukunft geringer
Wer kann Förderung erhalten?
Grundsätzlich jeder, ob Privatperson, Unternehmen, Studierende, öffentliche Einrichtung oder Verein kann staatliche Förderung erhalten. Bei mehr als 2.500 Förderprogrammen besteht eine große Auswahl, jedoch auch eine richtiger „Förderdschungel“. Die Herausforderung besteht daher weniger in der Frage, wer eine Förderung erhalten kann, sondern welche Kriterien erfüllt sein müssen.
Welche Kriterien gibt es für Förderung?
Förderungen haben immer ein politisches Ziel, wie bspw. Klimaneutralität, und definieren dazu bestimmte Vorhaben und Gruppen (Fördermittelempfänger) anhand von verschiedenen Kriterien. Bei Unternehmen lässt sich allgemein sagen, dass kleinere Unternehmen von einer größeren Anzahl Förderprogramme und häufig von „besseren“ Konditionen profitieren, als größere Unternehmen. Bessere Konditionen sind zum Beispiel ein höherer prozentualer Zuschuss.
Bei der Suche und Auswahl passender Förderungen sollte man als Unternehmen zwei verschiedene Arten von Auswahlkriterien beachten:
- Harte Kriterien (KO-Kriterien)
- Weiche Kriterien
Harte Kriterien / KO-Kriterien
Harte Kriterien definieren ganz klar, wer eine Förderung erhalten kann und wer nicht. Diese Kriterien sind nicht „verhandelbar“ – erfüllt man die Kriterien nicht, kann man diese Förderung nicht erhalten. Das bietet jedoch auch den Vorteil, dass man sehr schnell nicht relevante Förderungen aussortieren und sich auf die relevante fokussieren kann.
Die häufig genutzte sog. KMU-Definition sollte zuerst betrachtet werden, wenn sie Bestandteil der Förderkriterien ist. Die KMU-Definition teilt Unternehmen in drei Gruppen ein: Kleinstunternehmen, Kleine Unternehmen und Mittlere Unternehmen. Die Zuteilung ist abhängig von der Anzahl Mitarbeitende, dem letzten Jahresumsatz und dem letzten Gewinn bzw. letzter Bilanzsumme.
Kategorie
Kleinstunternehmen
Kleines Unternehmen
Mittleres Unternehmen
Max. Anzahl Mitarbeitende
Weniger als 10
Weniger als 50
Weniger als 250
Jahresumsatz
Max. 2 Mio. €
Max. 10 Mio. €
Max. 50 Mio. €
Gewinn / Bilanzsumme
Max. 2 Mio. €
Max. 10 Mio. €
Max. 43 Mio. €
Weitere KO-Kriterien:
Firmensitz / Standort: Manche Förderungen sind nur an bestimmten Orten verfügbar, bspw. in bestimmten Bundesländern oder Regionen.
Termine & Fristen: Förderungen können nur zu bestimmte Terminen (sog. Fördercalls) beantragt werden, oder in bestimmten Zeiträumen. Reicht man seinen Antrag nicht zu dem Stichtag oder im Zeitraum ein, wird man die Förderung nicht erhalten.
Mindest- oder Höchstfördersumme: Fast alle Förderungen definieren eine Maximalhöhe, die ein Unternehmen als Förderung erhalten kann. Manchmal wird darüber hinaus auch Mindesthöhe definiert. Das heißt die Ausgaben, die ein Unternehmen mindestens ausgeben muss, um die Förderung zu erhalten. Jedoch gibt es Dank der Vielzahl an Förderprogrammen häufig Alternativen, die bspw. höhere Ausgaben fördern.
Subventionsart: Förderungen sind an das Subventionsrecht bzw. Beihilferecht gebunden, die einen fairen Wettbewerb garantieren soll. So soll bspw. verhindert werden, dass ein Unternehmen aus einer Branche viele Förderungen erhält und so einen Vorteil gegen direkte Wettbewerber hat. Läuft eine Förderung unter der sog. De-Minimis-Verordnung kann ein Unternehmen maximal 200.000€ innerhalb von drei Jahren an Förderung erhalten. Es gibt jedoch Alternativen, die höhere Förderungen zulassen.
Weiche Kriterien
Weiche Kriterien orientieren sich an dem thematischen Schwerpunkt einer Förderung, also dem Ziel dahinter. Hier beginnt die größere Arbeit, da es sehr stark auf die Art und Weise ankommt, wie man sein Vorhaben in einem Antrag beschreibt und untermauert. Anders als bei den KO-Kriterien gibt es kein einfaches „Ja oder Nein“ sondern ein „es kommt darauf an“. Hierbei empfehlen wir immer ein direktes Gespräch mit der Fördereinrichtung zu führen, um herauszufinden, wie streng und anhand welcher Grundlagen es definiert ist.
Nachweise und Qualifikation: Sind bspw. Mitarbeitergehälter Teil der Förderung, müssen häufig Nachweise über deren Qualifikation vorgelegt werden. Das dient dazu zu bestätigen, dass die Person qualifiziert ist, an dem geförderten Vorhaben zu arbeiten.
(Wissenschaftliche) Definitionen: Besonders bei Projekten mit Bezug zu Forschung und Entwicklung, Digitalisierung oder neuen Innovationen müssen diese in einem Antrag richtig definiert werden. Damit will die Fördereinrichtung bspw. herausfinden und bewerten können, wie innovativ ein Projekt ist. Das dient letztlich dazu, die innovativsten Projekte auszuwählen und zu fördern.
Wie finde ich zu mir passende Förderungen?
Es gibt verschiedene Wege eine passende Förderung zu finden. Zunächst sollte man für sich das geplante Vorhaben bzw. Projekt definieren und eine grobe Projektskizze erstellen. Diese Skizze kann am Anfang auch aus einer Liste mit Stichpunkten bestehen. Das hilft zum einen bei der Suche und auch bei einem möglichen Gespräch mit einer Fördereinrichtung oder Fördermittelberatung. Wenn man noch kein Projekt definiert hat, kann man sich auch allgemein beraten lassen. Viele Förderberatungen bieten ein kostenfreies Orientierungsgespräch und suchen für Sie passende Förderungen.
Anhand der zuvor beschriebenen harten und weichen Kriterien sollte man auch eine Checkliste erstellen und seine Informationen festhalten. Das hilft bei der schnellen Auswahl nach Förderprogrammen und sich auf die relevanten zu fokussieren.
Passende Förderungen kann man über verschiedene Maßnahmen finden:
- Gespräch mit Partnern oder im eigenen Netzwerk. Persönliche Empfehlungen sind immer sehr hilfreich und ehrlich.
- Termin mit der Hausbank.
- Anfrage bei Kammern und Verbänden, wie der IHK.
- Anfrage bei der lokalen oder regionalen Wirtschaftsförderung.
- Datenbanken, wie die Förderdatenbank des BMWI
Tipp: Ein Gespräch mit einer Fördereinrichtung empfehlen wir erst zu einem späteren Zeitpunkt. Da Fördereinrichtungen teilweise nur einzelne oder spezielle Förderungen anbieten, kann das Gespräch sehr schnell enden, wenn diese Förderungen nicht passen.
Wo finde ich Förderungen?
Passende Förderungen können über verschiedene Aktivitäten gefunden werden, seien es persönliche Gespräche im eigenen Netzwerk, mit der IHK, der Hausbank oder der Wirtschaftsförderung.
Zusätzlich gibt es online verschiedene Datenbanken für die eigene Recherche:
- Die Förderdatenbank des BMWI bietet eine gute Übersicht. Einzelne lokale Förderungen fehlen jedoch manchmal.
- Datenbanken der Fördereinrichtungen oder Wirtschaftsförderer. Diese sind jedoch meist begrenzt auf bestimmte Themen.
- Die Agonius Förderdatenbank mit mehr als 2.500 Förderprogrammen listet auch regionale Förderungen.
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